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Gedanken zum Fahren und zur Sicherheit
 

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Fahrphysik
Fliehkräfte treten nur bei Unfällen auf, nicht bei normalen Fahrsituationen. Auftretende positive Beschleunigungskräfte sind beeinflussbar (Fahrer), negative irrelevant, da das Kind am Rücken des Fahrers "klebt".

Die Fahrphysik des Motorrades bedingt, das in Fahrsituationen alle Kräfte ausgeglichen sind. An einem zum Motorrad senkrecht sitzenden Fahrer/Beifahrer treten also NUR Beschleunigungskräfte auf. NICHTS SONST!

Mit-Fahren
Zum Mitfahren braucht der Sozius keinerlei Kraft (so der Fahrer keine Kapriolen macht), sondern in der Hauptsache Vertrauen zum Fahrer und die Einsicht, dass ruhiges Sitzen für die Fahrstabilität wichtig ist. Wer sich festhalten muss, sollte den Fahrer wechseln.

Unfall
Zunächst einmal: Auch das Kind muss sich bei einem Unfall vom Motorrad lösen! Wie beim Erwachsenen sind alle fremden Krafteinflüsse auf den Körper zu vermeiden oder zu minimieren. Also NICHT am Sitz oder am Fahrer festschnallen, sonst sind schwerste Verletzungen fast garantiert.
Untersuchungen zur Belastung des Kinderkörpers bei Motorrad-Unfällen existieren meines Wissens nicht und auch kaum Unfallstatistiken.
In der EU-Statistik werden Kinder als Sozius auf Motorrädern in eine relativ große Gruppe bis 14 eingerechnet - diese Gruppe verschwindet allerdings in der Gesamtstatistik, im Gegensatz zu Kindern im Auto.

Das Kind ist grundsätzlich aufgrund seiner Proportionen stärker im Kopfbereich belastet als der Erwachsene, jedoch durch sein geringeres Gewicht insgesamt weniger. Wie dies Unfallfolgen beeinflusst, ist jedoch unbekannt. Höhere Beweglichkeit und intuitiv richtige Falltechnik des Kindes sind zumindest bei reinen Stürzen sicher auch nicht zu vernachlässigen.
Alles in allem recht vage Grundlagen für eine verlässliche Einschätzung.
Ich gebe zu bedenken, was z.B. beim Fahrradfahren passiert. Und das ohne Schutzkleidung! Oder das gerade bei Mädchen beliebte Reiten.

Eigene Er-Fahrung
Meine Kleine fährt seit Mitte ihres 3.Lebensjahres mit (im Kindersitz).
Defensive Fahrweise ist dabei obligatorisch, hohe Geschwindigkeit tabu!

Unabdingbare Voraussetzungen sind auch die Freude am Mitfahren und ein tiefes Vertrauensverhältnis zum Fahrer sowie keinerlei Angst vor der Maschine. Und, so doof es klingt, eine grundsätzliche Folgsamkeit des Kindes.
Ist das alles vorhanden, kann man erste Versuche abseits vom Verkehr unternehmen (Übungsplatz, leerer Parkplatz ...).
Kommt bei allen Fahrsituationen keine Angst auf und kann man vom verlässlichen Stillsitzen ausgehen, kann's losgehen.
Immer mit kompletter Schutzkleidung.

Für alles über anfangs 10-20 min Fahrt ist eine Sprechanlage notwendig, sonst kann es unliebsame bis gefährliche Missverständnisse geben (bei Stadtfahrt nicht unbedingt).

Und: Nein, es geht nicht mit jedem Kind!
 

Dieser Artikel ist leider das einzig einigermassen objektive Statement zum Thema im Netz. Aber auch dabei ist einiges eher dem Bereich der Phantasie zuzuordnen.

Kinder auf dem Motorrad
Sicherheit für den Nachwuchs-Sozius
Artikel aus 3sat-Online (Link veraltet)

Die körperlichen Voraussetzungen eines Kindes sind andere als die eines Erwachsenen. Entsprechend gibt es bei den Kleinen für die Mitfahrt auf einem Motorrad eigene Bestimmungen und somit einiges zu beachten. Der Gesetzgeber schreibt lediglich einen geeigneten Sitzplatz mit Haltegriff und Fußstützen vor sowie eine Schutzvorrichtung, die einen folgenschweren Kontakt der Füße mit den Speichen verhindern soll. Das alleine reicht jedoch nach Meinung von Fachleuten nicht aus.

tips & trends mobil
hat zwei Experten um ihre Stellungnahme gebeten: Prof. Dr.-Ing. Bert Breuer, Leiter des Fachgebiets Fahrzeugtechnik im Fachbereich Maschinenbau der Technischen Universität Darmstadt und den Kinderarzt Dr. Rudolf von Butler aus Esslingen.

Die Grundvoraussetzung für Kinder
zum Mitfahren auf einem Motorrad ist für Prof. Breuer "das Tragen entsprechender Schutzkleidung." Eine wichtige Rolle hierbei spielt der passende Helm. "Entscheidend ist die Größe des Kopfes im Verhältnis zum restliche Körper", darin sieht der Kinderarzt die größte Gefahr für den Nachwuchs: "Denn dadurch entsteht bei einem Unfall eine deutlich höhere Gefährdung für den Kopf, für das Gehirn und auch für die Halswirbelsäule." Aus der Sicht des Mediziners ist ein verkleinerter Erwachsenenhelm in der Regel nicht passend, da dieser den Proportionen eines Kindes nicht angepasst ist.

Außerdem sind Kinder als Beifahrer
auf einem Motorrad sehr großen Fliehkräften ausgesetzt, denen sie gewachsen sein sollten. "Möchte ein Kind auf dem Motorrad mitfahren, muss es in der Lage sein, sich mit seinen Armen am Fahrer festhalten zu können und es muss sicheren Stand auf den Beifahrerfußrastern haben", sagt Prof. Breuer. "Zudem braucht es genügend Kraft, die dynamischen Bewegungen des Motorrades mitmachen zu können." Sich aus der Fahrermittellinie heraus zu heben, kann nach Meinung des Motorrad-Fachmanns fatale Folgen haben, die die Ausfahrt dann zu einem unkalkulierbaren Risiko machen.

Neben all diesen Hinweisen spielt
für die beiden Experten das Alter eine entscheidende Rolle: Aus medizinischer Sicht sollten Kinder mindestens zwölf Jahre alt sein, bevor sie das erste Mal auf dem Motorrad mitfahren. Für den Professor der Fahrzeugtechnik liegt die untere Altersgrenze sogar bei 14 Jahren.

Prof. Dr.-Ing. Breuer auf der Homepage der TU Darmstadt